Selbstfürsorge
Duftende Hilfe in fordernden Zeiten
Die aktuelle Situation bringt für uns alle ganz unterschiedliche Herausforderungen. Das Bewältigen von Krisen kann, von der Dynamik her, mit schöpferischen Prozessen verglichen werden. Wenn wir Probleme nicht auf gewohnte Art lösen können, müssen wir kreativ werden. Schöpferische Einfälle helfen uns aus Krisen heraus. (vgl. Kast 2014: 21f.)
In allen Lebensphasen, vor allem in den besonders fordernden, können Pflanzen uns eine wertvolle Stütze bieten und Trost spenden. Wir können auf eine Palette an natürlichen Mitteln zurückgreifen, die uns stärken, Mut machen, unsere Angst mildern, unsere Stimmung aufhellen und uns auf unserem Weg begleiten. Außerdem können wir auch Seelentröster zum Essen zubereiten, uns also mit den passenden Nahrungsmitteln kräftigen.
In Krisenzeiten sind wir besonders verwundbar. Solche verwundbaren Phasen machen sich oft auch körperlich bemerkbar und verlangen nach Selbstfürsorge. Der Sinn einer solchen Phase wäre es also, sich selbst ganz besonders zu pflegen. In einer herausfordernden Zeit brauchen wir „Schutz, Nahrung, Geborgenheit, Vertrauen auf den Fortgang des Lebens.“ (ebd. 2014: 32)
Unsere Gesundheit pflegen
Wir können liebevoll Verantwortung für unsere Gesundheit übernehmen, diese auf allen Ebenen stärken und langfristig Gewohnheiten etablieren, die wohltuend sind und uns nachhaltig kräftigen. Krisenhafte Zeiten zerren an unserer Energie. Es ist daher ganz besonders wichtig, dass wir gut auf uns schauen. Wir sollten uns wirklich Zeit für Regeneration nehmen und uns selbst Priorität einräumen.
Wenn wir lernen (wieder) auf uns selbst zu hören und uns auf unser Gespür zu verlassen, werden wir sehr bald sehr genau wissen, was uns wirklich gut tut und was nicht. Es kann sehr wertvoll sein, auf den Erfahrungsschatz von östlichem und westlichem Wissen zurückzugreifen und diesen miteinander zu kombinieren. Die Chinesische Ernährungslehre etwa bietet uns wertvolle Tools, die nachhaltig für Stärkung sorgen und sich leicht in den Alltag integrieren lassen. Mit den passenden westlichen Kräutern und einigen ätherischen Ölen können wir zudem viel bewirken.
Mein Verständnis von Gesundheit beruht auf der Verbindung von östlichem und westlichem Wissen. Es geht hier vor allem darum, wieder ein Gefühl für unsere eigenen Bedürfnisse zu entwickeln, abseits von Nährwerttabellen und dem Zählen von Kalorien. Unser Körper ist unser bestes Barometer, um uns aufzuzeigen, ob die Entscheidungen, die wir täglich treffen, wohltuend sind, ob wir uns energiegeladen fühlen und Kraft zur Verfügung haben. (vgl. auch Weaver 2018: 10)
Nahrung auf allen Ebenen
Wir brauchen Nahrung auf allen Ebenen, damit es uns gut geht. Immer wieder sollten wir uns fragen, was wir brauchen, damit wir auf allen Ebenen gut genährt sind. Diese Frage können wir auch in Krisenzeiten in den Fokus rücken. Jede*r von uns wird etwas ganz anderes brauchen, um Wohlgefühl entstehen zu lassen. Dennoch gibt es ein paar Punkte, die uns alle darin unterstützen können, uns (wieder) wohl zu fühlen.
Auf der seelischen Ebene können wir uns wieder einmal Zeit nehmen für uns selbst. Aktuell mag das vielleicht noch fordernder sein als sonst, weil wir es meist nicht gewöhnt sind, so viel zuhause zu sein und so viel Zeit mit Familienmitgliedern, Partner*innen oder auch nur mit uns selbst (ohne Zerstreuung) zu haben. Dennoch können wir auch in der aktuellen Situation dafür Sorge tragen, kurz zu verschnaufen. Ein paar Minuten bewusst ein- und ausatmen, eine Runde spazieren gehen, Sonnenstrahlen genießen, eine Tasse Tee schlürfen, ein gutes Lied hören, etwas Feines kochen, ein Fußbad nehmen,… Es sind die kleinen Dinge im Leben.
Auf der geistigen Ebene können wir uns auf das besinnen, das uns wirklich SINNVOLL erscheint und alles andere einfach mal ausblenden. Wie wäre es, wenn wir mal einen Tag lang weniger Nachrichten konsumieren? Wenn wir Filme schauen, die uns in eine gute Stimmung versetzen und Bücher lesen, die uns weiterhelfen?
Auf der körperlichen Ebene können wir uns ECHTE Nahrungsmittel zuführen, also unverarbeitete Nahrungsmittel aus biologischem Anbau, die möglichst aus der Region stammen. Jetzt ist für viele ein guter Zeitpunkt, um wieder mehr zu kochen und auch für Familien mit Kindern kann das gemeinsame Kochen und Kreativsein für die nötige Abwechslung sorgen. Bauen wir aromatische Kräuter in unsere Speisen ein und nützen wir die Heilkraft der Natur. Auch ein warmes Frühstück ist eine wahre Wohltat.
Selbstfürsorge – Duftende Hilfe in fordernden Zeiten
In fordernden Zeiten ist Entspannung ganz besonders wichtig. Gleichzeitig ist es auch besonders schwierig, für Entspannung zu sorgen, wenn wir uns in einer Krise befinden. Schritt für Schritt, day by day – so könnte das Motto lauten. Wir müssen und können nicht alles auf einmal bewältigen, aber wir können täglich für Regnerationsmomente sorgen. Wir spüren selbst am besten, wodurch wir bestmöglich entspannen.
Das Leben versüßen können wir uns auch mit den passenden Nahrungsmitteln und Gewürzen. Vanille und Safran sorgen für Entspannung, Sesam stärkt unsere Essenz, Blütentees (z.B. Rose, Ringelblume, Lavendel, Orangenblüte, Kamille) bringen Ruhe, Pfefferminze vermag Anspannung zu lösen, Süßholzwurzel fördert die Gelassenheit und kräftigt so ganz nebenbei auch unsere Lunge. Karotten, Kartoffeln, Süßkartoffeln, Fenchel, Rind- und Kalbfleisch sind stärkende Kostbarkeiten. Auch ein lang gekochtes Süppchen ist eine ideale Mahlzeit.
Baldrianwurzel ist ein hilfreiches Mittel bei nervösen Unruhezuständen und Ängsten. Wenn wir Angst haben, unser Herz pocht, unser Magen krampft und wir vor lauter Nervosität nicht mehr weiter wissen, dann ist Baldrian (in Form von Tee oder in einer Teemischung beigefügt, aber auch als Tinktur) empfehlenswert. Baldrian hilft außerdem, wenn wir nicht schlafen können – vor allem, nachdem wir uns geistig angestrengt haben oder wenn unsere Gedanken sich im Kreis drehen. Die Wurzel fördert nachgewiesenermaßen die Schlafbereitschaft, verkürzt die Einschlafzeit und verbessert auch die Schlafqualität. Baldrian gleicht einer wärmenden Umarmung und hilft somit auch bei allen stressbedingten Beschwerden. (vgl. Schröder 2012: 159ff.; vgl. auch Schilcher 2016: 63ff.)
Auch die Einnahme von fetten Ölen mit einem hohen Anteil an ungesättigten Fettsäuren bietet Körper, Geist und Seele umfassende Kräftigung. Hanfsamenöl (Cannabis sativa) ist ein besonders wertvolles Öl, wenn es um Ängste, Schlafstörungen, Nervosität, Konzentrationsschwierigkeiten und depressive Verstimmungen geht. Es wird auch zur Burn-out-Prophylaxe herangezogen. Fettes Hanfsamenöl gewinnt man durch Pressung der Samen und es weist ein wertvolles Fettsäurespektrum auf, so zum Beispiel Linolsäure (Omega-6) und Alpha-Linolensäure (Omega-3). Es kann sowohl innerlich eingenommen als auch äußerlich in Hautpflegeprodukte eingearbeitet werden. Die Einnahme ist unter anderem dann empfehlenswert, wenn wir das Immunsystem unterstützen möchten. Äußerlich wird das Öl gerne in Hautpflegeprodukte eingearbeitet und hilft bei Ekzemen, trockener und reifer Haut, Neurodermitis sowie Schuppenflechte. Es kann kurmäßig eingenommen (z.B. 1 TL tgl. über 2 Monate – auch für Kinder ab 4 Jahren geeignet) und zum Würzen von Salatdressings verwendet werden. (vgl. Kruaplija/Karner 2014: 49ff.)
Auch die Beduftung unserer Wohn- und Arbeitsräume kann maßgeblich zu einer besseren Stimmung beitragen. Blütenöle und Zitrusöle zählen in Krisenzeiten (und auch sonst) zu meinen Lieblingen. Unser Geruchssinn kann uns (nicht nur) in Krisenzeiten gute Dienste erweisen. Die Duftbotschaften gelangen ohne Zensur direkt in unser limbisches System und können somit wohlwollenden Einfluss auf unser Gefühlsleben nehmen.
Neue Chancen
Wir bringen alle „schon sehr viele Kompetenzen mit, die wir im Laufe unseres Lebens erworben haben, auch für den Umgang mit schwierigen Lebenssituationen. Jeder Mensch hat schon unzählige sehr schwierige Situationen bestanden, schwierige Probleme gelöst.“ (Kast 2014: 64) Daran sollten wir uns immer wieder erinnern. Krisen beinhalten immer auch Chancen. Jede Krise führt dazu, dass wir Selbstverständlichkeiten in Frage stellen, überprüfen, was uns im Leben wirklich wichtig ist und uns möglicherweise neu ausrichten.
Literatur:
Kast, Verena (2014): Lebenskrisen werden Lebenschancen. Wendepunkte des Lebens aktiv gestalten. Freiburg im Breisgau: Herder.
Krupalija, Tina/Karner, Ingrid (2014): Die Kraft der wertvollsten Pflanzenöle. Arganöl, Kokosöl, Wildrosenöl & co. Wien: Kneipp Verlag.
Schilcher, Heinz (Hrsg.) (2016): Leitfaden Phytotherapie. München: Elsevier.
Schröder, Wolfgang (2012): Die Meisterkräutertherapie. Die 24 kostbaren Kräuter aus Europa und ihr Nutzen in der Volksheilkunde. Krefeld: Verlag der Heilung.
Weaver, Libby (2018): Wunderbar weiblich. Gesundheit Ernährung Entspannung. Was jede Frau wirklich wissen sollte. Stuttgart: TRIAS.
Duftende Hilfe in fordernden Zeiten