Blütenöle

Blütenöle zählen zu meinen Lieblingsölen. Sie duften zart wie Rosenblüten, betörend wie Jasmin, herb-süßlich wie die Blüten des Bitterorangenbaumes oder nach einem Hauch Exotik wie Frangipani. Sie sind wahre Allround-Talente und bieten Unterstützung auf allen Ebenen. Die Natur ist bereits aus dem Winterschalf erwacht und schon bald wird alles wieder in voller Pracht erblühen und mit der Sonne um die Wette strahlen. Wir können uns die Blütenpracht schon jetzt in unser Zuhause holen.

Blüten verkörpern Fülle, Sinnlichkeit, Ausgleich. Wir blühen auf. Wir entdecken unsere Lebendigkeit, unsere Schönheit. Wir können mit der Hilfe von Blüten den Blick für das Schöne im Leben wiederfinden. Wir können entspannen und erfahren Halt und Trost in schwierigen Zeiten.

Blütenöle lassen sich mit allen möglichen anderen Ölen wunderschön kombinieren und gehen zum Beispiel mit Zitrusölen eine stimmige Verbindung ein. Aber auch mit erdigen Düften wie Vetiver (Vetiveria zizanoides, das aus den Wurzeln eines Süßgrases gewonnen wird) ergibt sich ein duftender Hochgenuss.

Wie werden ätherische Blütenöle eigentlich gewonnen?

Blütenöle sind meist sehr aufwendig in der Gewinnung und daher besonders kostbar. Das spiegelt sich auch im Preis. Wenn man allerdings die Hintergründe kennt, dann wird der hohe Preis relativ schnell verständlich. Um einen Liter Rosenöl zu gewinnen werden rund 5 Tonnen Rosenblüten benötigt, die vor Tagesanbruch geerntet werden müssen. 1 Tropfen Rosenöl enthält rund 30 Rosenblüten. (vgl. Zimmermann 2011: 174f. sowie ebd. 2012: 87f.) Um einen Liter Jasmin-Absolue zu erhalten werden rund 1000 kg, also ca. 8 Millionen Blüten, benötigt. Für einen Liter Neroliöl sind bis zu 1500 kg Orangblüten erforderlich. (vgl. ebd. 2011: 20f.)

Blütenöle können mittels Destillation (auf Wasserbasis oder durch Attar-Destillation), aber auch durch Extraktion gewonnen werden. „Das Grundprinzip der Destillation ist einfach: Wasser wird verdampft und sofort wieder abgekühlt, also kondensiert.“ Dennoch braucht es bei der Herstellung von ätherischen Ölen das nötige Feingefühl und Wissen. Beim Destillationsvorgang müssen „Temperatur, Druck und Zeit […] der jeweiligen Pflanze angepasst werden.“ (ebd. 2011: 18)  Bei der Destillation auf Wasserbasis entstehen immer zwei unterschiedliche Produkte – einerseits ensteht das ätherische Öl und andererseits gewinnt man das Pflanzenwasser. Das kondensierte Wasser, das bei der Destillation übrig bleibt, wird Hydrolat genannt und enthält die wasserlöslichen Stoffe der destillierten Pflanze.

Es gibt verschiedenste Extraktionsverfahren – meistens werden Duftstoffe durch Lösungsmittel-Extraktion gewonnen. Ein relativ modernes Verfahren stellt die Kohlendioxid-Extraktion dar (genau genommen würde man hier von einer „Destraktion“ sprechen). Bei der Extraktion mit Lösungsmitteln wiederum werden Absolues und Resinoide unterschieden. Resinoide sind ätherische Harze, wie z.B. Benzoe oder Myrrhe. Wenn wir uns im Bereich der Blüten bewegen, dann sprechen wir von Absolues. Vor allem den nicht destillierbaren Blüten wie etwa Jasmin, Tuberose oder Mimose entzieht man auf diese Art die Duftstoffe. Blüten und Lösungsmittel wie etwa Hexan oder Äthanol (Trinkalkohol) werden vermengt, leicht erwärmt und die Duftstoffe somit in das Lösungsmittel abgegeben. Durch die anschließende Destillation wird das Lösungsmittel verdampft. „Es entseht zunächst eine lösungsmittelfreie Paste, da auch Farbstoffe und Wachse mit gelöst werden: das Concrète.“ (ebd. 2011: 26, Hervorhebungen im Original) Diese Paste wird dann auf rund 50 Grad erwärmt, auf 5 Grad abgekühlt und filtriert. Der Alkohol wird wiederum verdampft. Bei der Anwendung von Absolues sollten wir unbedingt auf rückstandskontrollierte Qualität achten!

Ein sehr altes Extraktionsverfahren ist die Enfleurage. Dieses Verfahren ist besonders schonend, wird jedoch kaum mehr angewandt, da es besonders aufwendig ist. Bei der Enfleurage werden die Blüten (z.B. Jasminblüten) auf eine mit Fett bestrichene Glasplatte gelegt und ca. 12 Stunden kühl und dunkel gelagert. Diese Prozedur wird an die 40 Mal wiederholt und die Blüten werden täglich erneuert. Das Blütenöl wird dann mittels Alkohol herausgelöst, der danach abgedampft wird. (vgl. ebd. 2011: 27)

Wie lange sind Blütenöle haltbar?

Blütenöle sind bei guter Lagerung (lichtgeschützt und kühl) meist bis zu 5 Jahre haltbar. „Blütenöle gewinnen mit den Jahren an Profil; einen guten Jasminjahrgang kann man zehn Jahre hegen und pflegen.“ (ebd. 2011: 32)

Vorsichtsgebote – Was muss bei der Anwendung von Blütenölen beachtet werden?

Blütenöle sind in der Regel gut verträglich und realtiv mild. Bei einigen Ölen/Absolues, wie beispielsweise bei Jasmin (Jasminum grandiflorum) sollte man jedoch auf eine starke Verdünnung achten – vor allem während der Schwangerschaft. Außerdem ist, wie bereits erwähnt, auf rückstandskontrollierte Qualität zu achten. Hierzu kann man bei den entsprechenden Öleanbietern Informationen einholen.

Grundsätzlich gilt: Ätherische Öle sind hochkonzentrierte Vielstoffgemische und müssen mit Bedacht eingesetzt werden – man denke nur daran, dass 1 Tropfen Rosenöl rund 30 Rosenblüten beinhaltet!

Ätherische Blütenöle im Portrait

Zu den Blütenölen zählen zum Beispiel Rose, Jasmin, Neroli (Orangenblüten), Mimose, Tuberose oder etwa Ylang Ylang. Generell lässt sich sagen, dass Blütenöle entspannend wirken und eine sinnliche Komponente haben. Außerdem sind die meisten Blütenöle (vor allem Rose und Neroli) hautpflegend und lassen sich schön in Hautpflegeprodukte einarbeiten. Bei genauer Betrachtung unterscheiden sich die verschiedenen Öle/Absolues natürlich von ihrem Inhaltsstoffspektrum und es gilt auch hier zu differnzieren und abzuwägen, wann welches Öl zum Einsatz kommen sollte.

Rose (Rosa damascena)

Susanne Fischer-Rizzi hat eine wunderschöne Beschreibung für den Rosenduft: „Er ist Labsal für die Seele, eine duftende Poesie, die das Herz erfreut, eine blumige Musik, die die innersten und zartesten Saiten zum Schwingen bringt.“ (Fischer-Rizzi 2008: 93) Die Rose wurde über sämtliche Zeitepochen hinweg verehrt und findet bis heute große Wertschätzung. Sie gilt als „Königin der Blumen“ – diesen Namen soll ihr der griechische Dichter Sappho (600 v. Chr.) verliehen haben. (ebd. 2008: 93)

„Von den vielen verschiedenen Rosenarten werden zur Destillation nur wenige in großem Stil kultiviert. Rosa damascena, die Damaszenerrose, wird hauptsächlich in Bulgarien […] kultiviert.“ Aber auch in Tunesien und in Marokko hat man begonnen, die Damaszenerrose anzubauen. (ebd. 2008: 93) Destilliertes Rosenöl ist meist farblos bis gelblich, enthält nur rund 3% Phenylethylalkohol. Bei Kälte beginnt Rosenöl gelartig zu werden. (vgl. Zimmermann 2012: 89 sowie Werner/von Braunschweig 2014: 201ff.) Phenylethylalkohol ist für den charakteristischen Duft der Rose verantwortlich und im Rosen-Absolue hingegen mit rund 75% enthalten. Das Rosen-Absolue unterscheidet sich vom Destillat hinsichtlich der Inhaltsstoffe und dementsprechend auch hinsichtlich der Wirkungen. Rosen-Absolue wirkt vor allem stark lokalanästhetisch, narkotisch und bakteriostatisch. (vgl. Zimmermann 2011: 174)

Das Rosen-Destillat kann auf vielfältige Weise zum Einsatz kommen. Es gilt als besonders mild und hautfreundlich und eignet sich zur Pflege für Alt und Jung. Je nach Alter und Konstitution wird es entsprechend gering dosiert und angemessen verdünnt. Es hat epithelisierende Wirkung und kann effektiv genutzt werden – zum Beispiel zur Pflege von trockener Haut. (vgl. Zimmerann 2011: 257) Es kann darüber hinaus etwa Unterstützung bei Entzündungen bieten, da es entzündungshemmende Wirkung hat.

Rosenöl bietet auf der seelischen Ebene eine wunderschöne Begleitung bei Anspannung, Stress, Lustlosigkeit, Traurigkeit und Kummer. Es bietet Trost bei gebrochenem Herzen, harmonisiert und gleicht aus. Rosenöl „vermag Verhärtungen aufzubrechen und das Herz zu öffnen – für sich selbst und für andere.“ (Werner/von Braunschweig 2014: 202) Rosenöl gilt auch als Aphrodisiakum und eignet sich besonders gut für sinnliche Duftmischungen oder Körperöle. Auch als Duft „bei emotionalen Schwankungen während der Schwangerschaft und als hilfreicher Begleiter während der Geburt“ ist die Rose wertvoll. Das Öl ist ein kostbarer Begleiter zu Beginn des Lebens, aber auch wenn sich das Leben dem Ende zuneigt und bietet daher auch in der Sterbebegleitung Unterstützung.

Neroli (Citrus aurantium var. amara flos)

Neroliöl wird aus den Blüten des Bitterorangenbaumes mittels Destillation oder Extraktion gewonnen. Dieses Öl duftet herb-süßlich und kann in allen Situationen, in denen rasch für Beruhigung gesorgt werden soll, wahre Wunder bewirken! Es gilt als Erste-Hilfe-Öl und stabilisiert unsere Psyche bei Schockzuständen, Panikattacken und Angst. Bei geistigen und körperlichen Erschöpfungszuständen kann es unsere Stimmung aufhellen und auch bei  seelischer Erschöpfung ist es äußerst hilfreich. Gefühle wie Heimweh oder Einsamkeit können mit diesem kostbaren Öl transformiert werden. Des Weiteren wirkt sich die beruhigende Wirkung auch auf unseren Schlaf aus und das Blütenöl aus der Bitterorange wird bei Schlafstörungen erfolgreich eingesetzt.

Ätherisches Neroliöl wirkt blutdrucksenkend und ist daher ein sinnvolles Mittel, um Bluthochdruck entgegenzuwirken. Es wird außerdem zur Hautpflege eingesetzt und hat einen glättenden und straffenden Effekt. Die antibakteriellen Eigenschaften des Öles können auch gut zur Behandlung von Bronchitis genützt werden. Die entkrampfenden und stimmungsaufhellenden Eigenschaften helfen bei PMS. In der Geburtsheilkunde wird Neroliöl eingesetzt, um gebärenden Frauen Angst zu nehmen. (vgl. Zimmermann 2011: 200 sowie ebd. 2012: 76 sowie Fischer-Rizzi 2008: 87f.)

Jasmin (Jasminum grandiflorum)

Der Duft von Jasmin hat etwas Betörendes und sehr Sinnliches an sich. „Wie ein süßer Strom dringt er in tiefe Schichten der Seele und öffnet verschlossene Türen zu Gefühlen.“ (Fischer-Rizzi 2008: 58) Jasmin bietet vor allem bei emotionalen Schwierigkeiten, die die Beziehung und Sexualität betreffen Unterstützung. Jasminöl vermag seelische Verkrampfungen zu lösen, schenkt Vertrauen und fördert die Hingabefähigkeit. Wir können loslassen, einfach sein und uns dem Lauf des Lebens vertrauensvoll hingeben. Jasmin wird auch „König der Nacht“ genannt, „regt auf geheimnisvolle Art die Sinnlichkeit an“ und öffnet für die sinnliche Liebe. (ebd. 2008: 58) Die stark entkrampfende und stimmungsaufhellende Wirkung verdankt Jasminöl (bzw. genauer gesagt Jasmin-Absolue) der Mischung an aromatischen Estern. In Geburtssituationen bietet Jasminum grandiflorum eine gute Möglichkeit zur Entspannung. Zu beachten: Während der Schwangerschaft jedoch sollte Jasmin aufgrund der hormonähnlichen und wehenfördernden Wirkung nicht bzw. nur äußerst sparsam zum Einsatz kommen. In der Duftlampe ist Jasmin-Absolue grundsätzlich nur sehr gering zu dosieren, da es sonst zu Kopfschmerzen kommen kann.

Mimose (Acacia dealbata)

Mimose duftet pudrig-zart und eignet sich vor allem für besonders feinfühlige Menschen als duftende Schutzhülle. Die strahlend gelben Blüten schenken Vertrauen und Zuversicht. Der Duft wirkt stimmungsaufhellend und ausgleichend. (vgl. Zimmermann 2012: 72 sowie Werner/von Braunschweig 2014: 169) „Mimose ist wie ein warmer Frühlingsmorgen, sie glättet Sorgen und Ängste und stimmt heiter.“ (Fischer Rizzi 2008: 139) Eine sensationell duftende Kombination ergibt sich, meiner Ansicht nach, aus Mimose und Grapefruit.

Weitere Blütenöle:

Weitere Blütenöle sind beispielsweise Frangipani, Osmanthus, Tuberose oder auch Ylang Ylang.

Frangipani (Plumeria alba) wird vor allem im Bereich der Stimmungsaufhellung sowie zur Steigerung von Lust verwendet.

Osmanthus (Osmanthus fragrans) fördert unsere Kreativität und schenkt uns Inspiration.

Tuberose (Polianthes tuberosa) wirkt stabiliserend und einhüllend und spendet Trost in schwierigen Zeiten.

Ylang Ylang (Cananga odorata) ist in verschiedenen Ölqualitäten erhältlich, die sich je nach Dauer des Destillationsvorgangs unterscheiden und entsprechend unterschiedliche Inhaltsstoffe aufweisen. Die Destillation von Ylang Ylang complet dauert am längsten. Ylang Ylang complet bietet beispielsweise bei chronischen Krankheiten Unterstützung für das Immunsystem und hilft auch bei depressiven Verstimmungen. Cananga odorata eignet sich außerdem für aphrodisierende Duftmischungen. Zu beachten: Ylang Ylang kann den Blutdruck stark senken und sollte daher bei Menschen mit niedrigem Blutdruck nur mit Vorsicht eingesetzt werden.

(vgl. Zimmermann 2011 sowie ebd. 2012)

Duftende Rezepturen

Räume, die mit Blütenölen beduftet sind strahlen Wärme, Freundlichkeit, Fülle und Sinnlichkeit aus. Sie laden zum Verweilen ein und bieten eine entspannte Atmosphäre.

Rosengarten

Inhaltsstoffe:

2 Tropfen Rose bulgarisch

1 Tropfen Rosengeranie

Zubereitung:

– Diese Mischung in die mit Wasser befüllte Schale der Duftlampe träufeln.

– Eine weitere Möglichkeit: Die ätherischen Öle mit etwa 10 ml fettem Öl (zum Beispiel Jojoba und/oder Mandelöl süß) vermengen und als entspannendes Körper- oder Badeöl verwenden.

 

Aphrodite-Körperöl

Inhaltsstoffe:

2 Tropfen Rose bulgarisch

2 Tropfen Neroli

1 Tropfen Muskatellersalbei

50 ml fettes Öl (z.B. Jojoba, Mandelöl süß, Olivenöl)

Zubereitung:

– Die ätherischen Öle mit dem fetten Öl mischen und in eine saubere, lichtgeschützte 50 ml Flasche abfüllen.

Ein perfektes Duo

Inhaltsstoffe:

5 Tropfen Grapefruit

2 Tropfen Mimose 20%

Zubereitung:

– Diese Mischung in die mit Wasser befüllte Schale der Duftlampe träufeln.

Anmerkung:

Die Prozentangabe nach den ätherischen Ölen bezieht sich auf den Grad der Verdünnung. Die unverdünnten ätherischen Öle sind oft wirklich kostspielig. Daher werden einige ätherischen Öle auch in verdünnter Form (z.B. mit Alkohol) angeboten und sind entsprechend günstiger.

 

Eine stimmige Verbindung

Inhaltsstoffe:

3 Tropfen Orange süß

2 Tropfen Neroli 10%

1 Tropfen Vetiver 80%

 

Zubereitung:

– Diese Mischung in die mit Wasser befüllte Schale der Duftlampe träufeln.

Anmerkung:

Die Prozentangabe nach den ätherischen Ölen bezieht sich auf den Grad der Verdünnung. Unverdünnte ätherische Öle sind oft wirklich kostspielig. Daher werden einige ätherischen Öle auch in verdünnter Form (z.B. mit Alkohol) angeboten und sind entsprechend günstiger.

Literatur:

Fischer-Rizzi, Susanne (2008): Himmlische Düfte. Das große Buch der Aromatherapie. Aarau: AT Verlag.

Werner, Monika/von Braunschweig, Ruth (20144): Praxis Aromatherapie. Grundlagen – Steckbriefe – Indikationen. Stuttgart: Haug.

Zimmermann, Eliane (2011): Aromatherapie für Pflege- und Heilberufe. Kursbuch für Ausbildung und Praxis. Stuttgart: Haug.

Zimmermann, Eliane (2012): Aromatherapie. Die Heilkraft ätherischer Pflanzenöle. München: Irisiana.