Naturreine (echte) ätherische Öle
Naturreine (echte) ätherische Öle sind kostbare duftende Vielstoffgemische, die auf unterschiedliche Art gewonnen werden können. Die Herstellung benötigt große Mengen an Pflanzenmaterial. Um einen Liter ätherisches Rosenöl zu gewinnen werden einige Tonnen Rosenblüten benötigt. Ein einziger Tropfen dieses wertvollen Öles enthält rund 30 Rosenblüten. (vgl. Fischer-Rizzi 2008: 15)
Für die Pflanzen selbst erfüllen ätherische Öle vielfältige Funktionen: Sie bieten den Pflanzen Schutz vor Krankheiten, ermöglichen die Kommunikation der Pflanzen untereinander, warnen einander „durch ausströmende Duftstoffe“ vor Fraßfeinden und können als „Lockmittel für bestäubende Insekten“ dienen. Ätherische Öle erfüllen nicht nur unterschiedliche Funktionen für die Pflanzen selbst, sondern dienen auch uns in vielerlei Hinsicht. (Zimmermann 2013: 15)
Wie ätherische Öle wirken
Ätherische Öle wirken durch die Vielzahl an unterschiedlichen Inhaltsstoffen auf vielfältige Weise und können über die Nase, die Haut, die Schleimhaut sowie über den Mund aufgenommen werden – je nachdem gibt es verschiedenste Anwendungsmöglichkeiten. (vgl. Wabner/Beier 2012: 4ff.)
Auf der körperlichen Ebene sind ätherische Öle beispielsweise gegen Viren, Bakterien und Pilze wirksam. Außerdem können sie auch entzündungshemmend, entkrampfend, schmerzlindernd, entstauend, verdauungsfördernd und wundheilend wirken. Auf der geistigen Ebene fördern ätherische Öle unter anderem die Konzentration und sorgen für Erfrischung. Auf der seelischen Ebene bringen die duftenden Öle Entspannung, unterstützen die Regeneration, hellen unsere Stimmung auf und reduzieren Stress. Auch bei Ängsten können ätherische Öle eine duftende Hilfe sein. (vgl. Zimmermann 2011: 70ff.)
Ätherische Öle gelangen durch die Nase in unser Gehirn, genauer gesagt in das limbische System, und beeinflussen so unsere Gefühle. Sie erreichen auch unser vegetatives Nervensystem und haben somit eine Wirkung auf viele Körperfunktionen, auf das Hormon- und Immunsystem. Düfte können auf unsere Atmung, unseren Herzschlag und auf viele andere Körperfunktionen Einfluss nehmen. (vgl. Werner 2013: 1, Keller 2006: 28 sowie Fischer-Rizzi 2008: 22)
Woran Sie gute Qualität erkennen
Beim Einkauf ätherischer Öle ist es wichtig auf gute (biologische) Qualität zu achten und nur 100% naturreine (echte) ätherische Öle zu verwenden. Gut geschulte Nasen können anhand des Duftes die Qualität eines Öles einschätzen. Gute Qualität erkennt man neben Duft und Farbe vor allem am Etikett des Ätherisch-Öl-Fläschchens, das folgende Informationen beinhalten sollte: den Verweis auf ein 100% naturreines ätherisches Öl, die botanische Bezeichnung der verwendeten Pflanze, den deutschen Pflanzennamen, ggf. den Chemotypen (v.a. relevant bei Ölen wie Thymian und Rosmarin, die je nach Chemotyp einen unterschiedlichen biochemischen Schwerpunkt und somit auch unterschiedliche Wirkungen haben), das Herkunftsland, die Anbauweise (z.B. kontrolliert biologischer Anbau), den verwendeten Pflanzenteil, das Gewinnungsverfahren (hierbei ist ggf. auf rückstandskontrollierte Ware zu achten), Zusätze und Mischungsverhältnisse, genaue Füllmenge, Chargennummer, diverse Sicherheitshinweise. (vgl. Werner 2013: 4 sowie Zimmermann 2011: 86)
Von Bezeichnungen wie „naturident“ sollte man sich nicht in die Irre führen lassen. Naturidente Öle bestehen zwar aus Stoffen, die natürlich vorkommen, die allerdings „im Labor zusammengebaut wurden.“ (Werner 2013: 3) Synthetische Öle werden zur Gänze im Labor konstruiert und bestehen aus Molekülen, die es oftmals in der Natur gar nicht erst gibt. (vgl. ebd. 2013: 3)
Was bei der Anwendung von ätherischen Ölen zu beachten ist
Die Anwendung ätherischer Öle sollte auf jede Person individuell abgestimmt werden, denn ätherische Öle können bei unsachgemäßem Gebrauch unerwünschte Nebenwirkungen hervorrufen. Vor allem bei Babys, Kleinkindern, während der Schwangerschaft, bei Epilepsie, Asthma, Allergien und Bluthochdruck ist absolute Vorsicht geboten!
Tropfen Sie ätherische Öle niemals in die Augen, in die Ohren oder in die Nase. Schlucken Sie ätherische Öle nicht pur – es kann zu starken Verletzungen oder Verätzungen der Schleimhaut sowie zu schweren Vergiftungserscheinungen kommen.
Wenden Sie ätherische Öle nicht pur auf der Haut an – nur einige wenige Öle können punktuell pur aufgetragen werden. Verdünnen Sie ätherische Öle vor der Anwendung auf der Haut mit fetten Pflanzenölen. Je nach Alter, Anliegen, körperlicher und seelischer Konstitution werden ätherische Öle unterschiedlich dosiert. Bei gesunden Erwachsenen eignen sich grundsätzlich folgende Dosierungen: 2 Tropfen ätherisches Öl auf 10ml fettes Öl (für Ganzkörperanwendungen und bei Anliegen auf der seelischen Ebene) oder 4 Tropfen ätherisches Öl auf 10ml fettes Öl (für Teilkörperanwendungen und bei Anliegen auf der körperlichen Ebene). Geringere Dosierungen wirken vor allem auf unsere Seele, höhere Dosierungen wirken vor allem auf unseren Körper.
Falls Sie ein Bad mit ätherischen Ölen nehmen wollen, verwenden Sie ausschließlich milde Öle, da Wärme und Feuchtigkeit die Haut noch aufnahmefähiger machen. Vermengen Sie die ätherischen Öle unbedingt mit einem Emulgator oder verdünnen Sie die ätherischen Öle mit fetten Ölen. Für ein Vollbad vermengen Sie ca. 6 Tropfen ätherisches Öl mit 1/8l Sahne, Salz oder Flüssigseife (Emulgatoren) oder verdünnen Sie das ätherische Öl mit 1 EL Oliven- oder Mandelöl (oder einem anderen fetten Öl Ihrer Wahl). Diese Dosierung eignet sich für Erwachsene.
Verantwortungsvoller Umgang mit ätherischen Ölen
Da ätherische Öle hochkonzentrierte Vielstoffgemische sind, wird nicht jedes Öl von jedem gleichermaßen vertragen. Ein verantwortungsvoller Umgang mit diesen duftenden Gemischen ist daher von besonderer Bedeutung. Das Fundament für einen verantwortungsvollen und sicheren Umgang mit ätherischen Ölen entsteht durch eine solide Ausbildung, die über 200 Unterrichtseinheiten und an die 100 Stunden Praxiserfahrung umfasst. Nach Abschluss einer schriftlichen, mündlichen und praktischen Prüfung wird auch weiterhin eigenständig Wissen erworben, Fortbildungen ermöglichen Vertiefung und Spezialisierung. Nur wenn ätherische Öle verantwortungsvoll eingesetzt werden, können sie ihre positiven Eigenschaften voll entfalten. Dann wirken sie wohlwollend auf Körper, Geist und Seele.
Literatur
Fischer-Rizzi, Susanne (2008): Himmlische Düfte. Das große Buch der Aromatherapie. Aarau: AT.
Keller, Erich (2006): Aroma-Therapie. Berlin: Ullstein.
Wabner, Dietrich/Beier, Christiane (Hrsg.) (2012): Aromatherapie. Grundlagen – Wirkprinzipien – Praxis. München: Urban & Fischer.
Werner, Monika (2013): Mind-Maps Aromatherapie. Stuttgart: Haug.
Werner, Monika/von Braunschweig, Ruth (2009): Praxis Aromatherapie. Grundlagen – Steckbriefe – Indikationen. Stuttgart: Haug.
Zimmermann, Eliane (2013): Aromatherapie für Sie. Duftpflaster und Seelentröster: Die besten Öle zum Entspannen, Anregen und Heilen. Stuttgart: TRIAS.
Zimmermann, Eliane (2011): Aromatherapie für Pflege- und Heilberufe. Kursbuch für Ausbildung und Praxis. Stuttgart: Haug.