Zuckersüß
Warum wir uns in stressigen Zeiten so nach Zucker sehnen und was dieser mit uns macht





Wenn wir müde sind, dann sehnt sich unser Körper oft nach Zucker. Wir wollen dann sofort Schokolade, Kuchen oder etwas anderes Süßes. Warum wir vor allem dann Zucker möchten, wenn wir sehr erschöpft sind und was der Konsum von Zucker mit uns eigentlich so macht, darüber möchte ich heute schreiben.

Wenn im Folgenden die Rede von Zucker sein wird, so ist damit „jene weiße glänzende Substanz“ gemeint, die wir im Supermarkt zu kaufen bekommen und zum Backen von Kuchen oder für das Süßen unseres Kaffees verwenden. „Es geht also um das, was man auch als Kristall- oder Haushaltszucker bezeichnet.“ Es handelt sich also um Saccharose. (Kast 2018: 112) Kristallzucker ist eine Form von Zucker. Zucker gibt es in allen möglichen Ausprägungen (z.B. Glukose, Fruktose, usw.). Kristallzucker setzt sich aus mehreren Zuckerbausteinen zusammen, nämlich aus Glukose und Fruktose. „Glukose wird umgangssprachlich auch Traubenzucker genannt und Fruktose Fruchtzucker.“ (ebd. 2018: 113) Insbesondere der Fruktose-Anteil von Zucker kann unseren Körper auf einmalige Weise schädigen, auch wenn das sehr überraschend klingen mag. Es kommt jedoch darauf an, wie schnell und in welchem Maß Zucker in unseren Körper gelangt (ähnlich wie bei Alkohol).

Zucker aus unserem Leben wegzudenken ist schwierig. Bereits von klein auf wird uns vermittelt, dass Dinge zuckersüß sind oder wir die Nachspeise nur bekommen, wenn wir brav sind. Süßes wird also mit einem gewissen Belohnungseffekt in Verbindung gebracht. Und belohnen wollen wir uns alle hin und wieder, vor allem, wenn wir im Stress sind. In stressigen Zeiten giert der Körper förmlich nach Süßem. Wir wollen, chinesisch gedacht, unser Erd-Element beruhigen und wieder in unsere Mitte finden. Dies gelingt nun mal am besten mit dem süßen Geschmack. Außerdem ist Zucker mittlerweile allgegenwärtig. Ein halber Liter Limonade enthält etwa 14 Löffel Zucker – ebenso viel Zucker enthält übrigens ein halber Liter Bio-Apfelsaft. Limonaden, Cola, Energydrinks und Fruchtsäfte enthalten nicht nur verhältnismäßig viel Zucker, sondern befördern diesen auch mit enormer Geschwindigkeit in unsere Blutbahn, vergleichbar mit einer Infusion. (vgl. ebd. 2018: 120f.)

 

Wie viel Zucker konsumieren wir eigentlich im Laufe eines durchschnittlichen Tages?

Werfen wir einen Blick darauf, wie ein durchschnittlicher Tag bei vielen Menschen aussieht und wie viel Zucker wir so konsumieren. Wenn wir zum Frühstück 250ml Saft trinken, enthält dieser rund 5 TL Zucker. Im Joghurt sind ebenso weitere 5 TL enthalten. Kaffee mit Milch beinhaltet rund 3 TL. In einem Apfel stecken an die 4 TL. 2 Gläser Weißwein enthalten rund 8 TL Zucker. Diese Aufzählung soll verdeutlichen, wie viel Zucker wir einfach mal so beiläufig konsumieren. Im Durchschnitt kommen wir bei solch einer Ernährungsweise auf rund 60 (!!) Teelöffel Zucker pro Tag, wobei hier Limonaden oder Energydrinks noch gar nicht einberechnet sind. (vgl. Weaver 2018: 119)

 

Obst enthält zwar auch Fruktose, der Zucker ist allerdings „in einer intakten Struktur mit Ballaststoffen gebunden. Die Zuckermoleküle werden nur nach und nach aus der Frucht herausgelöst und an die Blutbahn abgegeben. Die Leber wird nicht auf einmal mit einem Zucker-Tsunami überschwemmt. Beim Pressen bleibt ein Großteil der Ballaststoffe und anderer segensreicher Stoffe auf der Strecke: Das Überbleibsel besteht in erster Linie aus Wasser – und Zucker.“ (Kast 2018: 124) Empfehlenswert sind etwa Heidelbeeren, Erdbeeren, Himbeeren oder auch Brombeeren. Sie enthalten wenig Zucker, sind dafür voller heilsamer Stoffe, „die unter anderem die Aufnahme des Zuckers im Dünndarm hemmen“. (ebd. 2018: 124)

 

Wie sieht es mit den Zuckeralternativen aus?

Auch mit den Zuckeralternativen sollten wir vorsichtig sein. „Oft gepriesene Alternativen, wie der bei Veganern beliebte Agavensirup besteht sogar fast nur aus Fruktose, weshalb er auch so irre süß ist […].“ (ebd. 2018: 121) Auch künstliche Süßstoffe sind keine Alternative, denn sie stören das Gleichgewicht unserer Darmbakterien massiv, das wiederum wesentlich für die Erhaltung unserer Gesundheit ist. Außerdem begünstigen solche künstlichen Süßstoffe die Entstehung von Zuckerkrankheit und können zu Übergewicht beitragen. (vgl. ebd. 2018: 122)

Selbst wer auf die Verwendung von Zucker verzichtet, wird dennoch nicht ganz an diesem vorbeikommen, denn Zucker ist mittlerweile fast überall beigemischt. So enthalten Brot, Joghurts, Wurst, Schinken, Ketchup, Tomatensauce (auch die Bio-Variante davon), Cornflakes, Müsli und viele andere Produkte Zucker.

 

Was macht Zucker mit uns?

Zucker dämpft, ähnlich wie Alkohol, „unsere Stressreaktion und besänftigt uns, hat sogar etwas Tröstendes und Euphorisierendes, weshalb wir bei Frust und Liebeskummer die Eis- und Schokoladenreserven plündern.“ (ebd. 2018: 114) Im Stress greifen, wie Untersuchungen gezeigt haben, sogar diejenigen zu Süßem, die sonst eher davon Abstand nehmen. „Während sich das Gehirn dem Zuckerrausch hingibt, leidet im Stillen die Leber.“ (ebd. 2018: 114) Es hat ähnliche Folgen auf unsere Leber, wenn wir unseren Durst mit Sekt oder mit Limonaden bzw. Fruchtsaft löschen und das liegt an der eben erwähnten Fruktose. Der übermäßige Konsum von Zucker begünstigt die Entstehung einer Fettleber. „Wird die Leber in Fruktose getränkt, wandelt sie diese Fruktose, wie skizziert, in Fett um.“ (ebd. 2018: 126) Nun ist es aber so, dass die Leber nicht dazu da ist, Fett zu speichern (dazu gibt es das Fettgewebe). Das Fett sammelt sich also am falschen Ort an. Das viele Fett hindert die Zellen an der Ausübung ihrer normalen Funktionen und ist somit schädlich.

Eine folgenreiche Funktionsstörung ist die Insulinresistenz. Wenn sich Fett in unseren Leberzellen aufstaut, dann sind sie weniger empfänglich gegenüber dem Hormon Insulin. Die Bauchspeicheldrüse muss mehr Insulin ausschütten, „um die eingeschränkte Empfindlichkeit zu kompensieren. Insulinresistenz heißt also: steigender Insulinspiegel im Blut.“ (vgl. ebd. 2018: 126f.) Zucker erhöht über diesen Insulinweg sogar das Krebsrisiko, weil „Insulin auch ein Hormon ist, das zu Wachstum anregt“, so eben auch Krebszellen. (ebd. 2018: 127) Kurz gesagt: „Regelmäßige Fruktosefluten führen zu Fettansammlung in der Leber. Das Fett in den Zellen stumpft die Leber gegenüber dem Hormon Insulin ab, was zu vermehrter Insulinausschüttung führt, was wiederum der Entwicklung zahlreicher Leiden – von Übergewicht bis hin zu Krebs – Vorschub leistet.“ (ebd. 2018: 127)

Fest steht, dass sämtliche Ansätze zur gesunden Ernährung den mehr oder weniger ausgeprägten Verzicht auf Zucker hervorheben. „Zucker liefert unserem Körper keinerlei Nährstoffe, dafür allerdings reichlich Kalorien.“ (Kast 2018: 119)

 

Aus chinesischer Sicht erzeugen Süßigkeiten, Zucker und Milchprodukte unter anderem Feuchtigkeit im Körper. Feuchtigkeit kann – wie andere pathogene Faktoren (etwa Wind, Kälte, Hitze, Trockenheit oder Feuer) – äußeren oder inneren Ursprungs sein. (vgl. Maciocia 2017: 699) Von außen kommende Feuchtigkeit, die in den Körper eindringen kann, umfasst etwa feuchtes Wetter, Wohnen in einem feuchten Haus, Tragen nasser Kleidung oder Sitzen auf feuchtem Untergrund. Feuchtigkeit ist klebrig, man bekommt sie schwer wieder los, sie verlangsamt Prozesse und ergießt sich nach unten, äußert sich in wiederholten Attacken. (vgl. ebd. 2017: 712)

 

Feuchtigkeit kann Probleme unterschiedlicher Art verursachen und „je nach ihrer Lokalisation eine Vielzahl von Krankheiten verursachen“, die sich irgendwann verfestigen können. (ebd. 2017: 713) Zunächst macht Feuchtigkeit Probleme wie klebrigen Mundgeschmack, klebrigen Zungenbelag, weißen/klebrigen Ausfluss (Fluor vaginalis), Schweregefühl, Probleme beim Harnlassen, Blasenentzündungen. Weitere mögliche Beschwerden sind eine schmerzhafte Regelblutung, Ekzeme (auch im Genitalbereich), geschwollene und schmerzende Gelenke, Verdauungsstörungen. (vgl. ebd. 2017: 712f.)

Von innen kommende Feuchtigkeit entsteht aus einer Schwäche von Milz und Niere. „Wenn die Milz in ihrer Funktion, die Körperflüssigkeiten umzuwandeln und zu transportieren, versagt, werden diese nicht transformiert und sammeln sich in Form von Feuchtigkeit an.“ (Maciocia 2017: 715) Auch falsche Ernährung trägt maßgeblich zur Entstehung von Feuchtigkeit bei.

 

Was können wir nun gegen die Süßlust tun?

  • Entspannung: Wenn wir entspannt sind und das parasympathische Nervensystem gut arbeiten kann, dann nimmt unsere Lust auf Süßigkeiten von selber ab. Somit trägt Entspannung wesentlich dazu bei, dass wir nicht nach Zucker gieren.
  • mehr Gemüse & hochwertiges Fett: „Auch mehr grünes Gemüse und mehr Fett aus natürlichen Lebensmitteln können das Verlangen nach Zucker deutlich mindern.“ (Weaver 2018: 135) Wenn wir merken, dass unsere Süßlust am Nachmittag zunimmt, dann sollten wir den Fettgehalt zu Mittag erhöhen, wenn die Lust auf Süßes sich vor allem abends bemerkbar macht, dann bauen wir beim Abendessen verstärkt gesundes Fett (z.B. kaltgepresstes Bio-Olivenöl, Leinsamenöl) ein. Fett macht unglaublich satt und liefert uns wertvolle Energie. Vor allem grünes Gemüse ist hilfreich, da darin Bitterstoffe enthalten sind, die wiederum die Lust auf Süßes dämpfen. (vgl. ebd. 2018:135f.)
  • gesundes Naschen: Wir können uns auch mit gesunden, selbst gemachten Snacks stärken.

 

Ideen für gesunde Snacks

Kokos-Bällchen

Zutaten:

4 EL Kokosmus

80 g Kokosraspel

30 g Mandelmilch

1 EL Honig

einige blanchierte Mandeln

 

Zubereitung:

– Das Kokosmus sanft im Wasserbad erwärmen.

– Danach mit den restlichen Zutaten vermischen.

– Alles zu kleinen Bällchen formen. In die Mitte der Bällchen eine blanchierte Mandel legen und diese sozusagen mit der Kokosmasse umhüllen.

– Die Bällchen für rund 30 Minuten kühlen. Dann genießen.

 

Dieses Rezept ist in Anlehung an das Buch von Fern Green entstanden (siehe Literatur). In diesem Buch finden sich viele weitere feine Snack-Ideen.

 

 

Selbst gemachte Schokolade mit gerösteten Mandeln

Wer eine gesunde Alternative zu herkömmlicher Schokolade sucht, der kann diese ganz einfach selbst herstellen und nach Belieben verfeinern.

Zutaten:

100 g Kakaobutter (erhältlich z.B. im Bioladen)

100 g Mandelmus weiß

35 g Kakaopulver

25 g Honig

1  Msp. gemahlene Vanille

geröstete Mandeln nach Belieben

getrocknete Rosenblüten nach Belieben

Zubereitung:

– Die Kakaobutter im Wasserbad schmelzen.

– Danach die restlichen Zutaten mit der geschmolzenen Kakaobutter vermengen und zu einer geschmeidigen Masse verrühren.

– Wer Mandeln gut verträgt, der kann noch einige Mandeln in die Form geben, in die die Schokoladenmasse dann eingefüllt wird. Ich mische auch gerne einige getrocknete Rosenblüten mit dazu.

– Die Schokoladenmasse in Pralinen-/Schokoladeformen füllen, für einige Minuten in den Tiefkühlschrank stellen.

– Danach ausformen und im Kühlschrank aufbewahren.

 

Dieses Rezept wurde in Anlehnung an Attila Hildmann (siehe Literatur) kreiert.

 

Lasst es Euch schmecken!

 

Literatur

Green, Fern (2018): Power Snacks. Naschen ohne Zucker. 67 Rezepte für Energy Balls & Power Bars. München: Dorling Kindersley.

Hildmann, Attila (2012): Vegan for fit. Vegetarisch und cholesterinfrei zu einem neuen Körpergefühl. Hilden: Becker, Joest, Volk.

Kast, Bas (2018): Der Ernährungskompass. Das Fazit aller wissenschaftlichen Studien zum Thema Ernährung. München: Bertelsmann.

Maciocia, Giovanni (2017): Grundlagen der chinesischen Medizin. München: Elsevier.

Weaver, Libby (2018): Wunderbar weiblich. Gesundheit Ernährung Entspannung. Was jede Frau wirklich wissen sollte. Stuttgart: TRIAS.