Aphrodisiaka
Menschen haben Pflanzen immer schon zu unterschiedlichsten Zwecken genutzt, unter anderem als Aphrodisiaka. Um diese aphrodisischen Schätze der Natur wird es in diesem Beitrag gehen. Wir werden erkunden, was Aphrodisiaka eigentlich sind, wie sie verwendet werden und wie sie wirken. „Aphrodisiaka sind die Mittel der Aphrodite, die Hilfsmittel, mit denen der göttliche Genuß der Liebe erfahren wird.“ (Rätsch 2008: 116, [sic!)] Überall dort, wo Aphrodite mit ihren Füßen den Boden berührt hat, erblühten wunderschöne Blumen und Bäume.
„Aphrodite, die Göttin der Liebe und der Schönheit, von den Römern Venus genannt, war die schönste aller Göttinnen.“ (Bolen 2004: 327) In ihrem goldenen Gürtel barg die schöne Göttin alle Zauber der Liebe. Es gibt unterschiedliche Versionen zur mythologischen Geburt und Herkunft von Aphrodite. Viele Götter wetteiferten darum, um die Hand der Aphrodite anzuhalten und waren von ihrer Schönheit geblendet. Im Gegensatz zu anderen Göttinnen konnte Aphrodite ihren Göttergatten frei wählen und hat sich für Hephaistos, „den lahmen Gott der Handwerker und Schmiedegott“ entschieden. „Ihre Ehe mag die Verbindung von Schönheit und Handwerk bedeuten, aus der die Kunst entstand.“ (ebd. 2004: 328)
Die Qualität der Aphrodite ist es, sich selbst in die Welt einzufühlen, sich Zeit zu geben und sinnlich wahrzunehmen. „Der Aphrodite-Archetyp steuert die Freude, die Frauen an Liebe und Schönheit, an Sexualität und Sinnlichkeit empfinden.“ (ebd. 2004: 333) Aphrodite steht auch ganz stark für Kreativität: „Kreatives Arbeiten entsteht aus einer intensiven und leidenschaftlichen Verbundenheit – es ist beinahe wie eine Liebesgeschichte, bei der ein Mensch (die künstlerisch tätige Person) auf den »anderen« einwirkt, um etwas Neues zu kreieren.“ (ebd. 2004: 337)
Es ist nicht mehr rekonstruierbar, wann in der Geschichte das erste Mal ein Aphrodisiakum entdeckt und benutzt wurde. „Die ersten schriftlichen Hinweise auf den Gebrauch von Aphrodisiaka finden sich in sumerischen Keilschrifttafeln, altägyptischen Papyrusrollen und altchinesischen Orakelknocheninschriften.“ (Rätsch 2008: 29) In der Antike gab es etliche Kräuterbücher, die auf die aphrodisische Wirksamkeit vieler Pflanzen aufmerksam gemacht haben. Viele dieser erwähnten Pflanzen werden auch heute noch benutzt, obwohl im Rahmen der Christianisierung viel an diesem alten Kräuterwissen verloren ging, weil aphrodisische Pflanzen verteufelt wurden. (vgl. ebd. 2008: 30)
Was sind Aphrodisiaka eigentlich?
Als Aphrodisiaka werden grundsätzlich „den Geschlechtstrieb und die Potenz stärkende Mittel bezeichnet. Sie können erotisch sexuelle Empfindungen verstärken und intensivieren.“ (Alberts/Mullen 2003: 12) Aphrodisiaka wurden und werden in allen Teilen der Welt verwendet und sind im Laufe der Geschichte unterschiedlich betrachtet worden. Aphrodisiaka hatten oft auch die Aufgabe, die Fruchtbarkeit zu steigern und wenn wir uns einige der Pflanzen ansehen, dann werden wir sehen, dass diese auch heute oft eine fruchtbarkeitssteigernde Wirkung entfalten. (vgl. Rätsch 2008: 9)
Auf dem indischen Subkontinent gilt das Harz der weiblichen Hanfblüten als wichtigstes Aphrodisiakum, in China galt besonders der Ginseng als Allheilmittel und im Orient haben sich zahlreiche Rezepturen (u.a. die sog. Orientalischen Fröhlichkeitspillen) bis heute erhalten. Das wohl bekannteste pflanzliche Aphrodisiakum ist die Rinde des westafrikanischen Yohimbébaumes. Der Gebrauch dieser Rinde kann allerdings mitunter starke Nebenwirkungen verursachen. „In Nord-, Mittel- und Südamerika wurden viele psychoaktive Pflanzen (z.B. Peyotekaktus, Engelstrompeten-Arten, Kokastrauch) und Pilze (Kahlkopf-Arten) bei religiösen Zeremonien, aber auch als Aphrodisiaka eingenommen.“ (Alberts/Mullen 2003: 14)
Wie wurden und werden Aphrodisiaka verwendet?
Um Mittel zu gewinnen, die der Liebe und Lust dienen, können wir auf Pflanzen zurückgreifen und diese auf unterschiedlichste Art und Weise verwenden. Je nach Ausgangsmaterial können die Liebesmittel beispielsweise eingenommen, äußerlich aufgetragen oder auch verräuchert werden.
Kulinarische Genüsse können für eine sinnliche Atmosphäre sorgen. Liebe geht ja bekanntlich durch den Magen. So wirken viele Speisen, in der richtigen Umgebung und mit dem passenden Gegenüber genossen, aphrodisisch. Die meisten aphrodisischen Kräuter und Gewürze sind aus der Sicht der Traditionellen Chinesischen Medizin thermisch warm bis heiß. Wir müssen, besonders bei ohnehin schon erschöpften Personen, aufpassen, dass wir uns nicht überhitzen, denn das würde bei einer ohnehin schon heißen Konstitution (nach der TCM) eher zu Unwohlsein führen als zu verstärkter Libido.
Liebestränke können unterschiedlich zubereitet werden, zum Beispiel in Form eines Tees, eines Dekokts oder auch mit Alkohol kombiniert.
Öle, Salben, Bäder sind eine duftende Möglichkeit, um Liebesmittel über die Haut in unseren Körper zu lassen.
Mit Räucherungen gelangen Duftstoffe durch die Nase in unser Gehirn, genauer gesagt in das limbische System, und beeinflussen so unsere Gefühle. Sie erreichen auch unser vegetatives Nervensystem und haben somit eine Wirkung auf viele Körperfunktionen, auf das Hormon- und Immunsystem. Düfte können auf unsere Atmung, unseren Herzschlag und auf viele andere Körperfunktionen Einfluss nehmen. (vgl. Werner 2013: 1; vgl. auch Keller 2006: 28 sowie Fischer-Rizzi 2008: 22)
Auch Rauchmischungen wurden und werden verwendet, um eine aphrodisische Wirkung zu erzielen. Schnupfpulver sind vor allem im südamerikanischen Raum sehr beliebt gewesen. Meist wurden fein zermahlene Pulver geschnupft. Aufgrund des bitteren Geschmacks werden einige Kräuter auch zu Pillen verarbeitet und so konsumiert. (vgl. Alberts/Mullen 2003: 14ff. sowie Rätsch 2008: 11ff.)
Wie wirken Aphrodisiaka?
Früher wurden die Pflanzengeister für die Wirkung von Aphrodisiaka verantwortlich gemacht. Heute schreiben wir die Wirksamkeit vor allem den Inhaltsstoffen zu. Die Wirkung vieler aphrodisischer Kräuter und Nahrungsmittel kann jedoch auch heute noch nicht gänzlich erklärt werden, sondern beruht auf jahrhundertelanger Erfahrung.
Aphrodisiaka können auf unterschiedliche Art wirken. Wir können grundsätzlich zwischen direkten und indirekten Aphrodisiaka unterscheiden:
Direkte Aphrodisiaka „wirken direkt auf die Nervenbahnen im Sakralmark stimulierend, sodass die Erregbarkeit steigt, bei Männern die Errektion und bei Frauen die Orgasmusfähigkeit verstärkt wird.“ Die Wirkung basiert meist auf sehr starken Inhaltsstoffen, wie etwa Alkaloiden. Ein Beispiel dafür ist Yohimbin, das in der Yohimbérinde enthalten ist, und mit Vorsicht zu genießen ist! (Madejsky 2015: 91)
Indirekte Aphrodisiaka umfassen „alle Tonika, die den Kreislauf anregen und Lebenskraft spenden. Sie wecken mehr die Lebenslust und feuern eben nur indirekt die Liebeskraft an. Die meisten dieser indirekten Aphrodisiaka sind Gewürze oder Heilpflanzen mit erwärmenden Eigenschaften.“ Beispiele für indirekte Aphrodisiaka sind Rosmarin, Chili, Ingwer, Liebstöckel, Petersilie, Ginseng, Damiana. (ebd. 2015: 91) Entspannung ist oft essentiell für unser Lustempfinden. Hier helfen entspannende, krampflösende Kräuter/Gewürze/Öle wie zum Beispiel Rose, Jasmin, Muskatellersalbei oder auch Ylang Ylang.
Um aphrodisische Mittel zu erforschen, können wir uns auf zwei Arten annähern – ethnopharmakologisch und/oder mit Hilfe der westlichen Medizin. Die Ethnopharmakologie erforscht die Mittel, „die von verschiedenen Völkern zu bestimmten Zwecken benutzt werden. Zuerst wird erforscht, welche Pflanzen oder Tiere medizinisch, rituell oder aphrodisisch Verwendung finden, zudem untersucht man den kulturellen Zusammenhang.“ (Rätsch 2008: 26) Aufgeschlossene Forscher*innen probieren das Mittel möglicherweise sogar selbst. Nach der Bestandsaufnahme wird das Mittel hinsichtlich seiner Inhaltsstoffe untersucht. An dieser Stelle geht die ethnopharmakologische Forschung in die medizinische über.
Die moderne Medizin ist zu dem Schluss gekommen, dass es kein echtes Aphrodisiakum gibt. Nur Yohimbin (als Bestandteil der Yohimbérinde) wird zumindest von einigen Wissenschaftler*innen als solches anerkannt. Zu bedenken gilt hier, dass die meisten Stoffe isoliert und an Ratten unter sterilen Laborbedingungen getestet werden. Wie aussagekräftig solche Labortestungen tatsächlich sind, bleibt offen. Die westliche Medizin ignoriert „die Erfahrungen der Naturvölker, die seit Jahrtausenden mit ihrer Umwelt im Einklang gelebt, alle Pflanzen erprobt und diese in ihrer Kultur erfolgreich eingesetzt haben.“ (Rätsch 2008: 28)
Wer braucht Aphrodisiaka eigentlich?
Niemand braucht Aphrodisiaka wirklich, aber wir können diese sinnvoll einsetzen und dann heranziehen, wenn wir Schwung in unsere Liebesbeziehung zu uns selbst oder zu unserem Partner*/unserer Partnerin* bringen möchten. Aphrodisiaka können verglichen werden mit der Würze, die ein Essen verfeinert. Selbstverständlich können wir auch ohne Gewürze kochen, aber feiner schmeckt ein Braten oder Ofengemüse doch mit der passenden Gewürzmischung. „Viele Menschen haben gelernt, ihre Liebesbeziehung mit Aphrodisiaka und raffinierten erotischen Techniken lebendig zu erhalten oder zu vertiefen. […] Eine Beziehung wird damit reicher, lebendiger, kreativer und damit lebensfähiger.“ Aphrodisiaka sollten nicht aus einem Mangel heraus verwendet werden, sondern als „Bereicherung des gesunden Lebens“ betrachtet werden. (Rätsch 2008: 78)
„Voraussetzung dafür, dass Gewürze oder Heilpflanzen zur Erweckung der Liebeslust überhaupt wirken können, ist jedoch in den meisten Fällen, dass die Partner zuvor schon einmal Lust und Erfüllung miteinander erlebt haben.“ Aphrodisiaka können als eine Art „Verstärker“ betrachtet werden und „erfahrungsgemäß nutzen sie den Paaren am meisten, die sich ohnehin lieben und die sich immer wieder neu entdecken wollen.“ (Madejsky 2015: 90)
Wie können wir eine sinnliche Lebensweise kultivieren?
Um gemeinsam oder mit sich selbst eine sinnliche Zeit zu verbringen, können wir einige Dinge beachten:
– leicht und bekömmlich essen, frisch zubereitete Nahrung
Nahrung kann am besten verwertet werden, wenn wir diese möglichst bekömmlich zubereiten, also kochen und warm zu uns nehmen. Unser Essen bereiten wir so zu, dass es thermisch ausgewogen ist, möglichst alle Elemente beinhaltet und gut verdaut werden kann. Die Freude beim Essen ist für eine gute Verdauung essentiell! Auf Zubereitungen in der Mikrowelle, Tiefkühlkost und Fertignahrung sollten wir generell verzichten! Auch raffinierter Zucker, Milchschokolade und Süßigkeiten sollten nicht auf unserem Speiseplan stehen. Mehr über eine ausgewogene Ernährung findet ihr hier (klick).
– alles vermeiden, das unsere Reserven angreift
Sogenannte Genussmittel wie etwa Kaffee im Übermaß, Alkohol, Nikotin oder gar Drogen greifen unsere Reserven an und stärken uns in Wahrheit nicht! Ausreichende Bewegung, erholsamer Schlaf, eine ausgewogene Ernährung und ein insgesamt harmonisches, freudvolles Leben sind hingegen kraftspendend und somit auch förderlich für unsere Lust.
– Mut zum Müßiggang!
Für unsere Gesundheit ist es essentiell, dass wir Mut zum Müßiggang haben! Wir brauchen regelmäßige Phasen der Erholung und vor allem brauchen wir erholsamen Schlaf.
– uns warm halten
Wenn uns kalt ist, dann verbraucht der Körper Energie zum Aufwärmen, so dass weniger Energie für unsere Sexualität zur Verfügung ist. „Nieren- und Lebermeridian beginnen in den Füßen. Wenn die Zehen kalt sind, bewegt sich die Kälte durch diese Kanäle nach oben in die Genitalien und mehr Energie ist notwendig, um sie sexuell warm werden zu lassen.“ (Dunas/Goldberg 2004: 266)
– sinnliche Düfte, Kräuter und Nahrungsmittel in unseren Alltag integrieren
Unseren Alltag können wir mit sinnlichen Düften, würzigen Kräutern und wohlschmeckenden Nahrungsmitteln verfeinern. So stärken wir unseren Körper, Geist und Seele. Wir laden Kreativität in unser Leben ein und können uns für das Schöne, das unser Alltag zu bieten hat, öffnen.
Mit den passenden Kräutern, Gewürzen, ätherischen Ölen und Nahrungsmitteln können wir sehr viel bewirken. Das Pflanzenreich bietet uns einerseits wertvolle Tonika an, mit denen wir unsere (sinnliche) Energie wieder aufladen können. Andererseits stellt uns die Natur eine breite Palette an entspannenden, entkrampfenden Düften zur Verfügung. Aber auch unsere Durchblutung können wir mit Hilfe der entsprechenden Naturkostbarkeiten fördern.
Zu den entspannenden, die Sinnlichkeit unterstützenden ätherischen Ölen zählen beispielsweise die Rose (Rosa damascena), Jasmin (Jasminum grandiflorum), Ylang Ylang (Cananga odorata), Vetiver (Vetiveria zizanoides) sowie Muskatellersalbei (Salvia sclarea) und Vanille (Vanilla planifolia).
Kraft spenden etwa Rosmarin (Rosmarinus officianlis), Ingwer (Zingiber officinalis), Ginseng (Panax ginseng) und Damiana (Turnera diffusa). Ein besonders wichtiges Frauenkraut ist außerdem der Frauenmantel (Alchemilla vulgaris).
Duftende Rezeptideen findet ihr übrigens hier (klick).
Ich wünsche euch einen sinnlichen Valentinstag! Lasst es euch gut gehen!
Literatur
Alberts, Andreas/Mullen, Peter (2003): Aphrodisiaka aus der Natur. Von Alraune bis Zauberpilz. Bestimmung Wirkung Verwendung. Stuttgart: Kosmos.
Bolen, Jean Shinoda (2004): Göttinnen in jeder Frau. Psychologie einer neuen Weiblichkeit. Berlin: Ullstein.
Dunas, Felice/Goldberg, Philip (2004): Chinesische Liebesgeheimnisse. Alte Weisheiten für Glück und Gesundheit. München: Müller & Steinicke.
Fischer-Rizzi, Susanne (2008): Himmlische Düfte. Das große Buch der Aromatherapie. Aarau: AT.
Keller, Erich (2006): Aroma-Therapie. Berlin: Ullstein.
Rätsch, Christian (2008): Pflanzen der Liebe. Aphrodisiaka in Mythos, Geschichte und Gegenwart. Essen: Magic-Bookworld.
Madejsky, Margret (2015): Das alternative Kinderwunschbuch. Die besten Naturheilkonzepte für die Fruchtbarkeit. München: Arkana.
Werner, Monika (2013): Mind-Maps Aromatherapie. Stuttgart: Haug.