Hydrolate
Sanfte Unterstützung durch duftende Pflanzenwässer

Hydrolate bieten vielfältige Möglichkeiten zur Stärkung unserer Gesundheit und können als die „sanften Geschwister der ätherischen Öle“ bezeichnet werden. (Zimmermann 2013: 39) Sie wirken auf sehr milde Art und Weise auf Körper, Geist und Seele, sind aber dennoch hochwirksam.

Hydrolate sind besonders vielseitig: Wir können die duftenden Wässer für verschiedenste Anliegen körperlicher und seelischer Natur heranziehen – der zarte Duft von Rosenhydrolat hüllt uns ein und beschenkt uns mit Ausgeglichenheit, die frische Duftnote der Pfefferminze macht munter und verbessert unsere Konzentration, Melissenhydrolat bringt Ruhe, Lavendelhydrolat lässt uns mal wieder „blau“ machen. Der süß-herbe Geschmack von Orangenblütenhydrolat verleiht Desserts eine orientalische Note und so eignen sich viele Wässer auch zum Verfeinern von Speisen und Getränken.

Namensgebung, Definition und Herstellung von Hydrolaten

Hydrolate werden oftmals auch als Pflanzenwässer, Blütenwässer, Aromawässer, Duftwässer oder Aquarome angeboten. Bei genauer Betrachtung unterscheiden sich die Produkte allerdings erheblich in Qualität, Zusammensetzung und Wirkungsweise! Es gibt „keine einheitliche Namensregelung“ und bisher existieren auch „keine Vorschriften für die Herstellung von genuinen Hydrolaten.“ (ebd. 2013: 16) Die Firmen entscheiden selbst ob, womit und in welcher Dosierung konserviert werden soll. Wenn das Produkt als Kosmetikum verkauft werden soll, dann müssen Firmen jedoch „für absolute Keimfreiheit und für eine Mindesthaltbarkeit nach Öffnen garantieren.“ (ebd. 2013: 16)

ECHTE HYDROLATE entstehen immer durch Destillation von Pflanzen! Dabei werden Pflanzen entweder frisch zur Destillation verwendet (z.B. Rose und Melisse) oder zuerst leicht angetrocknet und dann destilliert (z.B. Lavendel oder Pfefferminze). (vgl. Fischer-Rizzi 2014: 25)

Echte Hydrolate können nicht einfach durch Zusammenfügen von destilliertem Wasser und ätherischem Öl entstehen, sondern durchlaufen IMMER den Prozess der Destillation.

Hydrolate können auch mehrfach destilliert werden. Diesen Vorgang nennt man Cohobation. Ursprünglich wurde diese Methode gewählt, um Wasser einzusparen. Heute weiß man, dass das Hydrolat auf diese Weise noch stärker mit bestimmten Wirkstoffen angereichert ist und außerdem länger haltbar ist als ein einfach destilliertes Pflanzenwasser. (vgl. Zimmermann 2012: 164 sowie ebd. 2013: 25)

Beim Kauf von Hydrolaten sollte man genau hinschauen, denn oftmals beinhalten die angebotenen Produkte Alkohol und Konservierungsmittel oder sind schlicht und einfach Mixturen aus destilliertem Wasser, die mit natürlichen oder künstlichen Duftstoffen versetzt sind. Die wasserlöslichen Anteile der Pflanze fehlen in solchen Produkten. (vgl. Fischer-Rizzi 2014: 13) Alkohol ist meist in einer Dosierung von rund 15 Prozent beigefügt, was für normale Haut in der Regel kein Problem darstellt. Alkohol kann jedoch empfindliche Haut und Schleimhäute reizen. Der Gebrauch von mit Alkohol versetzen Hydrolaten eignet sich somit nicht für jeden gleichermaßen gut. (vgl. Zimmermann 2013: 19 sowie ebd. 2012: 165)

Inhaltsstoffe

Hydrolate enthalten vor allem die wasserlöslichen (hydrophilen) Stoffe der Pflanze, aber zu einem geringen Prozentsatz auch die fettlöslichen (lipophilen) Anteile. Die lipophilen Bestandteile sind hier die ätherischen Öle, die in Pflanzenwässern in geringen Konzentrationen enthalten sind. Hydrolate enthalten also den wasserlöslichen Anteil der Inhaltsstoffe von Pflanzen, während ätherische Öle die fettlöslichen Anteile enthalten. Hydrolate sind außerdem viel milder als ätherische Öle, weil sie kaum potenziell hautreizende Terpene enthalten. Daher ist der Einsatz von Hydrolaten meist auch für empfindliche Haut geeignet. (vgl. Zimmermann 2012: 164)

Der pH-Wert von Hydrolaten liegt meist im sauren Bereich. Das liegt daran, dass während der Destillation bestimmte Ester „aufgeknackt“ werden, die aus zwei verschiedenen Molekülanteilen bestehen: „aus einem Teil Säure und einem Teil Alkohol. Die frei gewordene Säure ist ein Grund, warum der pH-Wert von Hydrolaten recht niedrig sein kann, also im sauren Bereich liegt.“ (ebd. 2013: 27)

Wirkung

„Hydrolate liegen in der Wirkkraft zwischen einem ätherischen Öl und dem entsprechenden Kräutertee […].“ (ebd. 2013: 32) Hydrolate eignen sich meist zur inneren Einnahme und zur äußeren Anwendung. Innerlich eingenommen sind sie konzentrierter als der entsprechende Heilkräutertee. Sie besitzen teilweise eine 4- bis 5-fach stärke Wirkung als ein Tee aus der gleichen Pflanze. Demnach werden Hydrolate auch nur teelöffel- bis esslöffelweise mit Wasser verdünnt eingenommen. (vgl. ebd. 2012: 164 sowie Fischer-Rizzi 2014: 11)

Pflanzenwässer sind tendenziell (bis auf einige wenige Ausnahmen) besonders mild und eignen sich daher auch zur Pflege von sensibler Haut – so kann Rosenhydrolat zarte Babyhaut gleichermaßen pflegen wie dünne empfindliche Haut im Alter.

Qualitätsmerkmale – Woran erkenne ich gute Qualität?

Beim Einkauf von Hydrolaten ist es wichtig auf gute (biologische) Qualität zu achten. Ich bevorzuge Hydrolate ohne Alkoholzusatz oder Konservierungsmittel.

Gute Qualität erkennt man auch am Etikett, auf dem das Produkt entweder als Hydrolat (z.B. Rosenhydrolat) oder als Pflanzenwasser (z.B. Rosenwasser) bezeichnet werden sollte. Außerdem sollten folgende Informationen am Etikett zu finden sein:

  • deutscher Pflanzenname
  • botanische Bezeichnung der verwendeten Pflanze
  • verwendetes Pflanzenmaterial (z.B. Blüten, Blätter, Rinde)
  • Herkunftsland, Anbauweise (z.B. kontrolliert biologischer Anbau)
  • Gewinnungsverfahren (DESTILLATION! | Cohobation)
  • Zusätze und Mischungsverhältnisse, genaue Füllmenge, Chargennummer, diverse Sicherheitshinweise
  • Haltbarkeitsdatum, Abfülldatum

(vgl. Fischer-Rizzi 2014: 13)

Haltbarkeit

Grundsätzlich halten Pflanzenwässer nicht besonders lange. Die Haltbarbarkeit variiert je nach Pflanzenwasser und ohne sorgfältige Handhabung können die duftenden Wässer schon nach einigen Wochen verkeimt sein. In der Regel halten Hydrolate bei richtiger Lagerung meist rund ein Jahr.

Die Haltbarkeit von Hydrolaten wird durch unterschiedliche Faktoren beeinflusst – so z.B. durch das bei der Herstellung verwendete Wasser, die hygienischen Herstellungsbedingungen und die Lagerung nach der Destillation. Auch die biochemische Zusammensetzung eines Hydrolates spielt natürlich in Bezug auf die Haltbarkeit eine große Rolle. (vgl. Zimmermann 2012: 165)

Was ist bei der Anwendung von Hydrolaten zu beachten?

Hydrolate sind grundsätzlich sehr sanft, aber dennoch hochwirksam. Alles, was wirkt, kann auch nebenwirken. Daher sollten wir vor der Anwendung von Hydrolaten immer einen Verträglichkeitstest machen. Hierzu sprühen wir das jeweilige Hydrolat auf die Innenseite der Armbeuge (Ellenbeuge). Sollte eine allergische Reaktion auftreten, so geschieht dies innerhalb einiger Sekunden bzw. maximal 30 Minuten später. Wenn es zu Juckreiz oder Hautrötung kommt, dann sollten wir das Hydrolat nicht verwenden und auf ein anderes ausweichen. (vgl. Fischer Rizzi 2014: 38)

Die innere Einnahme empfiehlt sich für besonders sensible Personen NICHT und ist auch für Babys nicht geeignet. Auf entsprechende Verdünnungen und die passende Dosierung ist auch bei der Anwendung von Hydrolaten immer zu achten!

Anwendungsmöglichkeiten von Hydrolaten

Pflanzenwässer können grundsätzlich sowohl innerlich (entsprechend verdünnt) als auch äußerlich zum Einsatz kommen und eignen sich darüber hinaus zur sanften Raumbeduftung sowie zur duftenden Haushaltspflege.

Raumbeduftung

Hydrolate können Räume auf sanfte Weise in Duft einhüllen und entweder mit einigen Sprühstößen im Raum verteilt werden oder auch einfach in die Schale der Duftlampe gefüllt werden. Manche Raumbeduftungsgeräte können ebenso mit Hydrolaten befüllt werden.

Haushalt

Pflanzenwässer lassen sich auch im Haushalt anwenden, zum Beispiel als Spray zur Beduftung von Wäsche, Bettwäsche oder von Vorhängen (etwa Lavendel- oder Rosenhydrolat), als Bügelspray (z.B. Lavendelhydrolat), als Spray gegen Milben (etwa Neembaumwasser) oder zur milden Flächendesinfektion (wie Thymianhydrolat).

Äußere Anwendung

Die äußere Anwendung von Hydrolaten kann auf unterschiedliche Art und Weise erfolgen. Vor der Anwendung empfiehlt es sich einen Verträglichkeitstest zu machen. (s.o.) Hydrolate eignen sich als duftendes Gesichtswasser zur sanften Hautpflege. Ich verwende dafür am liebsten Rosenhydrolat.

Hydrolate können wie eine feine Dusche über/um den Körper herumgesprüht oder direkt auf die betreffenden Hautstellen aufgetragen werden und so als Körperspray/Bodysplash genutzt werden.

Es gibt außerdem noch eine Reihe anderer Anwendungsmöglichkeiten. So können die duftenden Pflanzenwässer auch für Kompressen, Waschungen oder etwa zur Mundhygiene und Haarpflege herangezogen werden und ihre sanfte Wirkung entfalten.

Aromaküche – Verfeinern von Speisen und Getränken

„Die Lust am Essen hängt zum großen Teil vom Duft der Speisen ab. […] Unsere Verdauung wird reflektorisch über die Düfte der Speisen angekurbelt […]. Düfte sorgen so für eine gute Verdauung und tragen zu unserer Gesundheit bei.“ (Fischer-Rizzi 2014: 31)

Hydrolate können sowohl Getränke als auch Speisen verfeinern. Zum Kochen eignen sich vor allem Rosen- und Orangenblütenhydrolat besonders gut. Aber auch Pfefferminzwasser und Lavendelhydrolat eignen sich zum Verfeinern. Die Pflanzenwässer werden nicht mitgekocht, sondern für kalte Speisen/Getränke oder zum Aromatisieren von warmen Speisen verwendet. Auch in Desserts oder in Salatdressings und Dips passen Hydrolate hervorragend.

Literatur

Fischer-Rizzi, Susanne (2008): Himmlische Düfte. Das große Buch der Aromatherapie. Aarau: AT.

Zimmermann, Eliane (2012): Aromatherapie. Die Heilkraft ätherischer Pflanzenöle. München: Irisiana.

Zimmermann, Eliane (2013): Hydrolate. Pflanzenwässer – die vergessene Dimension der Aromatherapie und Aromapflege. Wien: Aromapflege.com.